The most impressive aspect of the living world is it’s diversity. Ernst Mayr, "This is Biology"

Ein Modell: Fremder Räuber & einheimische Beute

Der Rotfuchs, Vulpes vulpes, gilt als einer der schädlichsten Neozoen Australiens. Er wurde zwischen den 1860er und 1870er Jahren mehrfach als beliebtes Jagdtier eingeschleppt. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurde der Rotfuchs in Australien als Schädling eingestuft; in den 1930ern hatte er mit Ausnahme des tropischen Nordens den ganzen Kontinent besiedelt. Als generalistischer Räuber gilt er als bedeutender Räuber einheimischer Klein(Beutel-)säuger. Es gab keine Koevolution zwischen diesem Räuber und einheimischen Arten. Unser Ziel war es herauszufinden, inwieweit solche einheimischen Arten in der Lage sind, einen invasiven Räuber als solchen zu erkennen und ob sie ihr Verhalten dem durch diesen Räuber bedingten Prädationsdruck anpassen.
Als Modell-Beuteorganismus diente die Buschratte, Rattus fuscipes.
Buschratten sind echte Ratten (Rattus), gehören also nicht zu den Beuteltieren. Dennoch gelten sie als einheimisch, denn sie besiedelten Australien bereits vor über einer Million Jahre. Die Gattung Rattus hat ihren Ursprung in Südostasien und nach ihrer Besiedlung Australiens evolvierten hier sieben einheimische Arten. Die Buschratte ist wohl die am besten untersuchte der sieben Arten. Aufgrund ihrer in der Regel recht hohen lokalen Abundanz stellt sie einen guten Modellorganismus für Studien dar.
Tipp: Die deutschsprachige Wikipedia bietet einen ausführlichen Artikel zur Buschratte, den ich als Hauptautor mit verfasst habe.

In East Gippsland, Victoria, startete im Jahre 1996 das Department of Sustainability and Environment (DSE) ein Programm, das zuerst den Namen Project Deliverance, später den Namen Southern Ark trug. Anfangs wurde durch das Ausbringen von Fleischködern die Aktivität von Rotfüchsen (und verwilderten Hunden) kontrolliert, ab 1999 wurden die Füchse durch Ausbringen von mit dem Gift ‘1080’ effektiv bekämpft. Es wurden mehrere gepaarte Fläche etabliert, von denen in je einer vergiftete (Manipulation der Räuber) und in einer unvergiftete Köder (Kontrolle) ausgebracht wurden. Anhand der Ködernutzung und anhand von Fuchsspuren hat das DSE die Aktivität der Füchse über Jahre kontrollieren können. Dieses durch das DSE durchgeführte Programm stellte eine hervorragende und in diesem Maße selten zur Verfügung stehende Möglichkeitfür ökologische Studien zum Thema ‘eingeschleppte Räuber vs. einheimische Beute’ dar. Dass Buschratten als Beute in unserer Studie betrachtet wurden, lag auch an der leider sehr geringen Abundanz in Frage kommender Beuteltiere.